
Der SUV-Virus
22. April 2008
Laut Definition ist ein SUV (Sports Utility Vehicle) ein sportliches Nutzfahrzeug –
also quasi ein Allrounder für den Alltag. Was ist es denn, was sie so begehrt macht?
Die Anschaffung dieser Alleskönner ist nicht gerade billig. Das hohe Gewicht, gemeinsam
mit der enormen Bodenfreiheit sorgt für eine schlechte Kurvenlage und nicht
klimafreundlichen Spritverbrauch.
Auch die Performance eines (S)UV ist nicht gerade überzeugend. Der Familienvater in einem Porsche Cayenne S wird sich auf der Landstraße einer 18-jährigen Blondine in einem Mini Cooper S geschlagen geben müssen. Das schmerzt, zumal er auf der Autobahn auch nicht einem Mittelklasse-Diesel davonfahren kann. Vor allem, wenn man bedenkt, dass man sich für den Preis die beide Autos kaufen könnte.
Ein Hauptargument derer, die vom UV-Virus angesteckt wurden, ist die angeblich höhere
Sicherheit. Das klingt auch logisch, denn man ist von einer deutlich höheren Masse
umgeben. In der Realität jedoch schneiden UVs bei einem Unfall nicht besser ab als andere
Autos. Warum sollten sie auch? Ein dicker Mann, der hinfällt, kann sich genauso gut das
Bein brechen wie ein dünner.
Die höhere Sicherheit könnte man aber auch anders definieren: Bei einem Unfall wird der
„Gegner“ schließlich schlimmer verletzt; dadurch ist das eigene Verletzungsrisiko im
Verhältnis zum Verletzungsrisiko der anderen Beteiligten deutlich geringer. Aber auch nur,
wenn man davon absieht, dass man bei einem Zusammenstoß möglicherweise über das andere
Auto fliegen könnte anstatt nur dagegen.
Ein anderer angeblicher „Vorteil“ der UVs ist die Übersichtlichkeit. Zugegebenermaßen
sitzt man höher als alle anderen und hat eine gute Übersicht, aber das nur solange, wie
die anderen Kleinwagen fahren.
Eigentlich widerspricht sich das doch alles: Da wird der Autofahrer in Deutschland für
jedes Grämmchen von bösem Kohlenstoffdioxid diskriminiert, dazu explodieren die
Spritpreise und die Unterhaltskosten schaut man sich am besten gar nicht an.
Gleichzeitig aber lassen die großen Automobilhersteller in Deutschland sogar Kleinwagen zu
UV-Monstern mutieren. Geplante Modelle wie Opel Corsa SUV und Skoda Fabia SUV bilden da
nur die Spitze des Eisbergs.
Ein Horrorszenario.
Irgendwann werden einfach alle Autos in die Höhe gebaut, damit man mehr Platz hat; so wie
man auch ein 10-stöckiges Wohnhaus mit einer Grundfläche von 15 m² baut, um mehr Platz zu
haben.
Angesichts all dieser negativen Punkte lässt sich auch über die Nützlichkeit der (S)(U)Vs
streiten, womit wir auf die Definition eines Vehikels gekommen wären. Und was man unter
einem Vehikel versteht, kann sich jeder selbst überlegen.
von Christian Beissel